Philipp Leininger – Meine Webseite

Reiseblog Island – August 2006

Sonntag, 6.8.2006 – Sonntag, 20.8.2006

Tag 1/2 – Island wir kommen


Mehr als zwei Stunden Verspätung bei der Abreise ins Land der Vulkane und Geysire, d.h. mit Nettoflugzeit von 3:40 Stunden sind wir zur wohl unchristlichsten Zeit in Reykjavik. Da malt man doch dann vielleicht etwas schwarz, glaubt nicht mehr so recht daran noch des Nächtens vom 35km entfernten Keflavik via Einöde ins nächtliche Reykjavik zu kommen,
geschweige denn noch ins Hotel einchecken zu können. Aber man wird Gott sei Dank eines Besseren belehrt.

Nach der Landung und der darauffolgenden Geldabhebung betreten wir die
Flughafenvorhalle. Die Beschilderung im relativ kleinen Flughafen ist einfach perfekt. Das Ticket für den Transferbus haben wir schnell noch mit der Kreditkarte gezahlt. Die Fahrt dauert gut eine dreiviertel Stunde. Es ist bedeckter Himmel und noch nicht so spät wie ich dachte, da die Isländer scheinbar keine Sommerzeit kennen, also die Uhr 2 Stunden zurückgestellt wird, was uns Zeit verschafft.

Die Fahrt verläuft weitgehend angenehm und unspektakulär. Am Horizont kann man allerdings bereits die Lichter der einzigen Metropole Islands sehen. Die vielen Lichter bewirken dass Reykjavik viel größer wirkt als es eigentlich ist. Nur knapp 110.000 Einwohner zählt die Stadt, das Ballungszentrum aber gesamt macht bevölkerungspolitisch über 60% von ganz Island aus. Die Stadt wirkt ruhig, verschlafen, sauber und sicher. Hier kann man sich immer mit gutem Gewissen auf die Straße wagen.
Vom Busterminal werden wir bzw. unser Gepäck in einen Kleinbus umgeladen, der uns in unser „Hotel“ das Gardur Inn bringt, wo wir zu unserem Erstaunen wirklich noch einchecken können und eine angenehme Nacht verbringen.

Der Blick aus dem Fenster lässt hoffen. Der Blick hinüber zur Halgrimskirkja und dem Perlan ist einzigartig. Was uns allerdings noch mehr Freude bereitet ist das Wetter. Angenehme 15 Grad, Sonne mit Schäfchenwolken, das ist für Isländer verhältnismäßig schon fast Luxus. Mir wurde immer wieder von Bekannten, de selbst in Island waren erzählt dass sie 14 Tage nur
Regen hatten. Nun, dieser „erste“ Tag meint es gut mit uns. Um 10:00 Uhr werden wir vom Hertz-Shuttle ins nahegelegene Office gebracht, wo wir unser Fahrzeug entgegennehmen.

Der erste Weg führt uns hinauf auf den Hügel zum Perlan, von wo man einen prächtigen Blick über Reykjavik hat. Die Stadt, eingebettet zwischen Meerzungen und dem Gebirge erinnert mich ein wenig an Kapstadt. Dieser Anblick, dieses einmalige Ambiente lassen mir das Blut in den Adern gefrieren!

Nach dem Konsum eines 4€-Eises (360 IS Kronen für 2 Kugeln [es handelt sich um keine Goldbarren sondern um normales Speiseeis]) entdecken Andi und ich zu unserem Entzücken einen Geysir auf der Rückseite der Anlage. In einer Regelmäßigkeit die ein Schweizer Uhrwerk noch übertrifft, schießt die Wasserfontäne gen Himmel. Obwohl es strikt verboten ist, sich in die unmittelbare Nähe des Geysires zu begeben, steigt Andi über die Absperrung und wird von einer isländischen Stimme in der Ferne zur Vernunft gemahnt.

Nach diesem kleinen Zwischenfall besuchen wir Renato, einen Schweizer, der in Island General Manager aller Fosshotels ist. Fast zwei Stunden plaudern wir mit ihm über Globalisierung, Preise, dies und jenes. Abschließend deckt er uns noch mit Reisematerialien ein und verabschiedet sich von uns.

Wir verlassen Reykjavik auf der Ringstraße 1 Richtung Norden wo wir – man glaubt es kaum – in einen Stau geraten! Doch das vertraute Gefühl von Schnellstraßen, Baustellen und „relativ“ vielen Autos schwindet sehr schnell der atemberaubenden Natur des Landes.

Unser Ziel für heute ist Dingvelir, der berühmte Nationalpark am Dingvelvatn, dem größten See des Landes. Vor uns erstreckt sich das wundervolle Tal, das auf zwei Erdkontinenten gelegen ist, der europäischen und der amerikanischen Platte. Die 4 kleinen weißen Häuser sind weltbekannt, der Touristenansturm ist nicht so gering wie erwartet. Dennoch erwartet den Besucher hier ein großes, liebliches Tal mit einer Vielzahl an Wegen fernab der Touristenpfade. Knapp 2 Stunden verbringen wir hier, saugen die Landschaft förmlich auf und genießen diese wunderbare Natur. Anschließend geht es zunächst noch auf asphaltierten Straßen anschließend auf Schotterpisten durch Täler, die dem Eingang zu Mordor ähneln über Hochebenen wo der Schwefelgestank die Luft verpestet.

Nach einer Einkaufstour im hiesigen Shopping –Center in Selfoss gelangen wir schließlich nach Hella, unserer Herberge für die nächsten 2 Nächte.

Tag 3 – Die Inselumrundung beginnt

Von Hella fahren wir auf der Ringstraße retour Richtung Reykjavik. Nach zirka 10 Kilometern geht eine asphaltierte und auch gut ausgebaute Straße Richtung Geysir und Gulfoss rechts ab. Die Straße führt durch saftiges Grasland, viele Pferdeherden tummeln sich in den schier endlosen Weiten. Die Landschaft wird rauer, die Straße windet sich über Berge und an Felsklippen entlang. Dann und wann ein Gehöft oder ein einzelnes Haus, irgendwo im Nirgendwo sichten wir eine Galerie. Dann folgt ein liebloser Übergang vom geteerten Highway in eine schlaglöchrige Schotterpiste. Irgendwann nach dem 1000sten Schlagloch gelangen wir auf die Straße 35, die Geysir mit Gulfoss verbindet. Geysir ist ein mystischer Ort. Überall ist dampfendes Wasser, es brodelt und kocht an allen Ecken und wenn man seine Nase zu nahe an ein Wasserloch steckt, wird man mit Schwefelgestank bestraft. Dem großen Geysir bei seinem Zyklus der Eruption zuzusehen ist ein einmaliges Erlebnis. Das Wasser wird angesaugt und mit Gasen angesetzt. Ähnlich wie bei einem übergehenden Kochtopf bildet sich eine riesige Blase und anschließend schießt die Wasserfontäne in den regendurchtränkten isländischen Himmel. Nur gut 10 Kilometer entfernt stürzt der Fluß Hvlita beim Gulfoss über zwei Kaskaden in die Tiefe. Irgendwie erinnern mich die Fälle an die Victoriafälle in Simbabwe, wenngleich sie nicht so groß sind. Dennoch spürt man hier förmlich die Kraft des Wassers und der rohen, wilden Natur. Ein einzigartiges Naturschauspiel. Über die Straße 32 gelangen wir immer weiter Richtung Hochland. Die Landschaft ändert ich innerhalb von 30 Kilometern mehrmals. Anfangs mit Nadelwäldern gesäumt, weichen die fruchtbaren, grünen Täler bald mondkraterähnlichen Stein- und Geröllwüsten. Hier gibt es außer einer großen Starkstromleitung beim Fluß nichts. Steinwüste so weit das Auge reicht. Es bläst der Wind und es regnet. Dies ist hier wirklich wie im Lande Mordor nur der Baradur (Saurons Turm) fehlt. Auf dem Rückweg machen Andi und ich noch Halt bei einem Freilichtmuseum in Stöng, wo wir am Parkplatz feststellen (3 Autos insgesamt), dass neben uns ein weißer VW-Bus mit SL-Kennzeichen parkt. Tja, so klein ist die Welt. Nach einem Einkaufsumweg über Selfoss (Erklärung) kommen wir am Abend in Hella an, wo wir noch ins nahegelegen Pub zum Abendessen gehen.
Rückweg: Telefonbuchstory einbauen…

Tag 4 – Im Süden

Islands Wetter empfängt uns mit blauem Himmel und strahlender Sonne. Heute steht die wohl längste Etappe ins Haus. Mehr als 400 Kilometer von Hella nach Höfn, einer Ortschaft im Südosten der Insel sind zu bewältigen. Nachdem wir den Wagen vollgetankt haben, geht die
Reise auf der Ringstraße weiter Richtung Osten. Bereits nach kurzer Zeit wird die eher
langweilige Ebene zur abwechslungsreichen „Bilderbuchlandschaft“. Zu unserer Linken –
also Richtung Landeinwärts – ragen majestätische Klippen, zur Rechten befindet sich die raue
See des Atlantiks. Immer wieder überquert man riesige Flussdeltas, die sich ihren Weg in den
Atlantischen Ozean bahnen. Der Seljandafoss eröffnet den Reigen an Wasserfällen.
Majestätisch stürzt sich der Foss die Felswand hinab. Trotz des strahlend blauen Himmels
nehmen wir die Regenausrüstung mit und das war absolut kein Fehler, denn je nach
Windrichtung ändert sich der Sprühregen und dessen Intensität und Sprührichtung im
Minutentakt. Besonders reizvoll ist ein Spaziergang unter dem Wasserfall durch. Unsere Fahrt
geht weiter Richtung Osten. Die Landschaft wird immer abwechslungsreicher. Die ersten
Gletscher, wie der Eyjafjallajökull und der große Bruder der Myrdalsjökull, blitzen hinter den
grünen Bergen und kargen Felsen hervor. Wie eine weiße Krone überthronen sie die Natur
Islands. Die Gletscherzungen ragen von Kilometer zu Kilometer näher an die Straße heran.
Die farblichen Kontraste könnten unterschiedlicher nicht sein. Zur rechten Seite erblickt man schwarze Strände, der tobende Atlantik, vom Meer umspülte Felsen. Es folgen Weideland, grüne Wiesen, saftige Täler. Schafe und wilde Pferde tummeln sich hier und genießen ihre
Freiheit. Dann und wann findet man vereinzelt Häuser, Gehöfte oder Miniaturdörfer. Hinter
all diesen Elementen der Natur und den Siedlungen der Menschen ragen die Berge in die
Höhe, übertroffen nur noch von den gewaltigen Eismassen der Gletscher. Der tiefblaue Himmel rundet diesen wundervollen Anblick noch perfekt ab.
Wir erreichen den Skogafoss, einen gewaltigen, wild tosenden, breiten Wasserfall. Der
Dauerregenbogen der durch das Wasser- und Sonnenspiel bei Schönwetter erzeugt wird,
springt mir geradezu provokativ aufreizend vor die Linse. Der aus Eisenstiegen bestehende
Touristenpfad führt Andi und mich an die Kuppe, wo der Fall tosend hinabstürzt. Doch hinter
dieser Kuppe eröffnet sich eine riesige Hochebene mit einer Landschaft, die einer
österreichischen Hochalm gar nicht so unähnlich ist. Diese Gegend würde zum Wandern und
Verweilen einladen. Die Touristenscharen sind plötzlich nicht mehr vorhanden und man
genießt diese Ruhe und diesen unglaublichen Anblick.
Doch wir wollen/müssen weiter nach Vik bzw. nach Dyrholaey, dem Leuchtturm auf der
Höhlenklippe. Trotz des paradiesischen Wetters benötigen wir Haube, Windbreaker usw. Der
Wind bläst fast schon orkanartig. Wie wutentbrannt stößt der Atlantik an die Küste. Die
bizarren Felsformationen, die schwarzen Strände, diese Konstellation ist einfach einzigartig
schön. Kurz nach der kleinen Siedlung Vik entschließt sich Andi die 1er-Straße zu verlassen
und auf einer Schotterpiste Richtung Meer zu fahren. An einem Bergrücken parken wir das
Fahrzeug, hinter uns überragen die Gletscher des Myrdalsjökull die Isländische Natur. Vor
uns liegt der Atlantik in zirka 1 Kilometer Respektabstand. Beinahe windfrei genießen wir ein
Bad in der Sonne mit integrierter Lunchjause. Die Fahrt zum Vatnajökull, dem größten aller
Gletscher Islands (wikipedia.) mit 8300km² ist lange aber abwechslungsreich. Ständig
überqueren wir riesige Flusszungen die das Gletscherwasser ins Meer leiten. Innerhalb nur
weniger Minuten hat man Anfangs eine riesige Geröllwüste, dann eine Steinlandschaft mit
Algen überwuchert, dann wieder Wiesen und Felder und schließlich Seen, Tümpel und Schafe
zu bestaunen. Der Skaftefell Nationalpark ist der eigentliche Höhepunkt dieser Tagesetappe.
Von hier aus kann man Wanderungen im Gletschergebiet machen und die Weite der Natur so
richtig genießen. Gut 2 Stunden wandern wir durch liebliche strauchartige Wälder. Die
Vegetation erinnert mich an jene Mittelschwedens. Es piepst und summt an allen Ecken und
Enden und doch befindet man sich in einer öden Landschaft mit Stein und Fels und Schnee
und Eis. Am weg nach Höfn liegt schließlich noch der Jökulsarlon, der ca. 3°C kalte
Gletschersee. Die riesige Gletscherzunge kalbt hier kleine wie große Eisberge, die in allen
Farben und Formen den Betrachter mit ihrem Anblick verzaubern. Viele Robben tummeln
sich hier. Vollgesaugt mit vielen Impressionen erreichen wir schließlich gegen 21:00 Uhr das
Motel in Höfn und danken Mutter Natur und dem Wettergott insgeheim für diesen tollen Tag
und diesen Sonnenuntergang.

Tag 5 – Im Südosten

Nach ausgiebigem Frühstück verlassen wir das wohl einsamste Hotel Islands und den
Vatnajökull im Hintergrund und setzen die Reise gen Osten fort. Das kleine Städtchen Höfn
hat nicht wirklich viel zu bieten. Der kleine Hafen mit dem trockengelegten und dem
desolaten Boot Akureyry (Wikipedia…), ein Öffentliches Bad, 2 Tankstellen und ein winzig
kleines „Shoppingcenter sind die Attraktionen des kleinen Städtchens. Die größte
Sehenswürdigkeit ist JÖLULLA1, ein ausrangiertes Schnee-Ketten-Mobil, welches vor der
hiesigen Touristen-Information befindet. Renato hat uns bei unserer Abreise aus Reykjavik
geraten, wir mögen uns doch den Leuchtturm Stokkness unweit von Höfn ansehen. Doch als
Andi und ich uns auf einer Schotterpisste dem Objekt der Begierde nähern, werden wir mit
Zaun und Videoüberwachung bzw. mit Warnschildern darauf hingewiesen, dass es sich
hierbei um einen NATO-Radar-Aufklärungsplatz handelt. Die Einserstraße avanciert mittlerweile zur Küstenstraße. Ganz knapp an den schwarzen Stränden hinauf, hinab, teils
geschottert verläuft Islands Hauptstraße Richtung Nordosten. Ostisland ist das Land der
Fjorde. Vom kleinen Städtchen Djupivogur auf die andere Seite des Berufjördur würde man
vermutlich, gäbe es eine Brücke, 5-10 Minuten brauchen. So aber ist man über 30 Minuten
unterwegs bis man den Fjord ausgefahren hat. Jeweils zur Linken steil abfallendes Gebirge in
dem sich dicke weisse Wolken wie Watte ins Tal ergiesen und rechts der blaue Fjord. Bei
Reidadolsvik geht es links ab über die Berge nach Egilstadir, der ostisländischen
„Metropole“. Würde man es nicht wissen, man würde nie glauben dass diese Schotterpiste die
Hauptstraße des Landes ist. Immer wieder müssen wir anhalten und die Schafe von der Straße
verjagen. Ich kann nicht deuten weshalb diese Viecher immer bewusst auf die Strasse gehen
und dort scheinbar die Schottersteine ablecken, aber das ist genau das was man sieht. Die
letzen Kilometer nach Egilsstadir, wo wir um läppische 2.700 Kronen einkaufen, sind
gesäumt mit lieblichen Nadelwäldern die sich entlang des Lagarfljöt erstrecken. Das
scheinbar gängigste und am meisten angesagte Restaurant dieser Gegend ist scheinbar die
Imbiss-Stube in der Shell-Tankstelle in Egilstadir wo wir auf Bier, Burger und Fries für 1100
Kronen einkehren. Hier trifft sich scheinbar die gesamte Bevölkerung Ostislands. Alte
isländische Ehepaare, ein Mädchen-Fussballverein, spätpubertierende Macho-Jungs und
versprengte Touristen verirren sich hierher. Unser Quartier liegt malerisch inmitten von Wald
in Hallormstadur mit Blick auf den Lagarfljöt. Der Blick vom Zimmerfenster auf den
wunderschönen See im Hintergrund die schneebedeckten Berge – Herz was willst Du mehr?

Tag 6 – Lagarfjöt

Während Andi seine ersten Reitversuche auf den hier heimischen Islandponys unternimmt,
mache ich mich auf dem Weg zu einem Wasserfall. Der Flusspfad führt direkt beim Hotel
hinauf ins Gebirge. Anfangs ist es ein steiler Pfad, der durch lieblichen Mischwald führt.
Dann geht es auf eine Hochebene, von welcher man einen gewaltigen Ausblick auf die
Umgebung hat. Der Blick über den Lagarfljöt, den mit 12 Meter (tiefsten? = Wikipedia) See
Islands ist einzigartig. Gut eine halbe Stunde dauert die Wanderung zum Wasserfall
unterbrochen von Zwischenstopps um diese großartige Landschaft zu genießen. Als wir uns
mittags wieder beim Hotel treffen, erzählt mir Andi wie es ihm mit den Pferden erging. Und noch eine andere interessante Geschichte hat er von einer Isländerin während des Ausrittes erfahren. Das Seeungeheuer das sich im nahegelegenen Lagarfljöt befindet nennt sich Ormur und ist eine riesige Wasserschlange, das der Legende nach durch 2 Finnen mit Fesseln am Fuße des Seegrundes angebunden ist. Mit Steinen beladen harrt das Monster nun angeblich im See aus und wer weiß, vielleicht wird es ja eines Tages von einem Tierschutzaktivisten befreit. Am Nachmittag lassen wir einmal unser Auto rasten und wandern durch die herrliche Natur dieser lieblichen eher atypischen Landschaft, die man wie schon gesagt eher mit Schweden oder Finnland in Verbindung bringen würde anstatt mit dem einsamen Osten Islands.

Die Bäume, die langsam wachsen, tragen die besten Früchte.

Nach all den Tagen mit Sonnenschein und ohne Regen sieht es heute nicht so aus, als ob uns
Fortuna Hold wäre. Nach einem Tankstopp beim Orkan (Selbstbedienungstankstelle) geht es
weiter nach Norden durchs Land. Bis heute dachte ich, dass es nur Richtung Hochland so
extrem trostlos ist. Doch die Fahrt nach Sellfoss und Dettifoss belehrt mich eines besseren. Zu
sagen hier ist „Nichts“ wäre noch übertrieben. Dunkle Felsbrocken, schwarze Berge und
mittendurch die Bundesstraße 1. Der Wind pfeift einem um die Ohren und Pflanzen und Tiere
gibt es hier auch nicht. Dafür gibt es bei der Abzweigung auf die 864 einen Flugplatz der aus
einem Zelt, einer Stange mit befestigter Windhose und Begrenzungshüten besteht. Doch
inmitten dieser Einöde eröffnet sich ein gewaltiges Naturwunder. In einem Canyon wandern
wir vom mächtigen Sellfoss zum nicht minder beindruckenden Dettifoss. Gewaltige Wassermassen, braunes, wildes Wasser stürzen über diese beiden Kaskaden hinab.
(www.wikipedia.de). Der feine Sprühregen wird stärker und durch den Wind auch
unangenehmer. Wir flüchten durchnässt zum Auto und fahren weiter nach Asdyrgi, wo man
Zeuge der geologischen Entwicklung der Insel werden kann. In Form eines Hufeisens
umringen Felsen ein Teil oder eher eine Sackgasse. Im Inneren dieses Halbkraters man eine
grüne Oase vor. Ein grünlich schimmernder Teich, Laubwälder, ein wahres Paradies für
Vögel. Doch das Wetter lädt nicht gerade zum Verweilen ein und so fahren wir weiter ins
Städtchen Husavik, das uns einen windigen, feuchten Empfang bereitet. Nach dem Check-Inn
ins Hotel entscheiden wir uns ins hiesige Bad zu gehen um diesen ominösen Hot-Pots einen
Besuch abzustatten. Für 300 Kronen ist man dabei. Das Bad besteht aus einem zweigeteilten
Freibecken (zirka 30°C warm), einem Whirlpool, einem Rundbecken zur Erholung (zirka
35°C) und dem Hotpot 41°C. Abendessen alles besetzt.

Tag 8 – Husavik und Umgebung

Husavik verschwindet in dickem Nebel. Man hat irgendwie den Eindruck, dass hier immer schlechtes Wetter ist. Andi und ich entschließen uns dazu den Myvatn-See zu besuchen, der zirka 40 Kilometer südlich von Husavik liegt.

Der Weg nach Myvatn, genauer gesagt die Straße 87 verspricht zunächst durch gute Befestigung und neuen Asphalt wahres Fahrvergnügen durch die Landschaft. Doch schon bald wird diese Hoffnung durch Schotterpisten zunichte gemacht. Durch eine Baustelle inkl. Schotterstraße und leichtem Regen verwandelt sich unser Corolla in eine braune Dreckschleuder.

Am Myvatn selbst klart es etwas auf und ein Funken Hoffnung auf Wetterbesserung keimt in uns auf. In Skútustadir wandern wir eine Landzunge den See hinaus, im Hintergrund sieht man den aufsteigenden Dampf eines Geothermalkraftwerkes. Überall befinden sich kraterähnliche, grasbewachsene Hügel. Das Wetter ist uns hold, kein Regen weit und breit, nur die typisch niedrig hängenden Wolken.

Wir fahren weiter auf der Ringstraße 1 Richtung Osten zur Grjötagjá, einer Felsspalte die durch vulkanische Aktivität entstanden ist und wo es auch heute noch überall dampft und raucht. In der Felswand führt eine Höhle hinab in die Tiefe, unten in der Grotte findet man diese in leicht türkisem Wasser schimmernd vor. Es stinkt furchtbar nach Schwefel aber der Anblick ist wunderschön und lässt den Gestank der einem umgibt fast vergessen.

Bei der Rückfahrt fahren wir noch kurz bei diesem vorher gesehene Kraftwerk vorbei. Vor dem Kraftwerk liegt ein See, der türkisblau schimmert. Durch das heiße Wasser und die kalte Luft, liegt ein herrlich anzusehender Nebelschleier über dem See. Einziges Manko an der Sache, auch hier stinkt es geradezu bestialisch nach Schwefel. Über die 1er Straße geht es weiter nach Westen zum Godafoss, wo wir fast eine Stunde am gewaltigen Wasserfall entlangwandern und dieses gewaltige Naturschauspiel bewundern.

Als Andi und ich uns Husavik nähern hat sich zumindest der Nebel gelichtet und man kann nun endlich das Städtchen etwas besser sehen. Und nicht nur das offenbart sich unseren Blicken. Im
Supermarkt sehen wir den ersten Polizisten in Island seit unserer Ankunft (beim Einkaufen versteht sich!!) und am Parkplatz steht das dazugehörige Polizeiauto.

Am Abend speisen wir für „läppische“ 30 Euro im heimischen Lokal Hummer, Lachs und Schrimps. Der doch schockierende Preis wird aber durch die unglaubliche Stimmung am Abend wettgemacht.

Die Sonne ist mittlerweile durchgekommen und erzeugt wundervolle Stimmungsbilder zwischen blauem und schwarzem Himmel. Die Masten der Schiffe spiegeln sich im Wasser und wir hoffen auf so ein Wetter morgen.

Tag 9 – Begegnung mit den größten Säugetieren der Erde


Als ich in der Früh aus dem Fenster blicke, stelle ich zu meiner Freude fest, dass der Himmel über Husavik blau ist uns einem Tag auf See nichts im Wege steht. Wir reservieren für die erste Tour „WHALE WATCHING“ zwei Karten für 9:00 Uhr und ich denke rückblickend es war eine der weisesten Entscheidungen überhaupt.

Als wir am Hafen ankommen, kann man auf der gegenüberliegenden Seite der Husavik-Bay gewaltige, schneebedeckte Berge direkt aus dem Meer herausragen sehen. Das Meer liegt uns ruhig zu Füßen und draußen am offenen Meer stauen sich die Wolken, so dass es in der Bay völlig wolkenlos ist. Mit einem zirka 23 Meter langen holzverkleideten Schiff fahren wir raus in die Bay um die hier heimischen Wale zu sehen. Unsere Reiseleiterin erklärt uns sie könne keine Garantie für das Sichten eines Wals abgeben, schließlich handelt es sich um wilde Tiere.

Dann passiert aber etwas womit wohl niemand an Bord gerechnet hat. Ein Buckelwal der bereits zuvor gut 50 Meter entfernt vom Boot auftauchte, wagt sich auf geschätzte 3 Meter ans Boot heran. Als ich auf zirka 11:00 Uhr (die Richtungen an Bord werden in Uhrzeitform angegeben) direkt an der Reling stehe und direkt unter mich ins Wasser blicke, wird ein riesiger schwarzer Schatten sichtbar. Der Buckelwal taucht auf, mir ist als könnte ich ihn fast berühren. Dann taucht er elegant hinab in die Tiefe.

Doch bereits nach 20 Minuten taucht beim Nachbarboot der Konkurrenz etwa 200 Meter entfernt ein Buckelwal auf. Damit ist die „Jagd“ eröffnet. Immer wieder folgen wir diesen gewaltigen Geschöpfen bzw. versuchen die Schwimmrichtung der gewaltigen Riesen zu erraten. In der ferne tummeln sich zwei Minkewale, besser bekannt als Zwergwale.

Gut drei Stunden dauert die Tour und als wir an der Mole in Husavik ankommen bin ich vor innerlicher Begeisterung noch ganz bekommen. Am Nachmittag wird der Waltag noch fortgesetzt. Im Husavik-Whale-Museum kann man sich gut und gerne 2 Stunden aufhalten. Neben einem vollständigen Skelett eines Pottwals kann man vieles über den Lebensraum Meer oder auch über Wale im speziellen lernen.

Andi und ich beschließen den restlichen Tag als Regeneration zu nutzen und bei 15°C in der arktischen Sonne verspeisen wir auf einer Sonnenterrasse ein Rentiersteak mit Ofenkartoffel und Salat inkl. Maiskolben. Die zugenommenen Kalorien schwimmen wir uns am Abend wieder herunter.